Nachdem ich über viele Jahre nach Kenia ins Trainingslager gefahren bin und insgesamt schon fast 1 Jahr meines Lebens dort verbracht habe, hatte ich die Idee, diese Läuferwelt für JEDEN interessierten Läufer zu öffnen.
Kenia ist für viele ein fremdes Land, noch dazu in Afrika. Viele Läufer wollen einmal diesen Mythos „Läuferland Kenia“ sehen, trauen sich aber nicht so richtig.
- Welcher Ort?
- Welches Hotel?
- Wie sind die Bedingungen?
- Ist es gefährlich?
- Was ist mit Hygiene?
Das waren die üblichen Fragen, die ich oft nach meinen Trips von vielen zu hören bekam. Meine Reaktion war auch immer die gleiche:
Komm einfach mit, ich zeig dir was für ein tolles Land das ist! Falk Cierpinski
So entstand meine Idee und ich setzte mich an meinen Computer. Zusammen mit einem Reisebüro stellte ich die Reise auf seriöse Beine und baute ein Programm zusammen. Ich fragte ausschließlich auf Facebook, wer mich begleiten wolle. Am Ende waren wir zu acht in Iten – dem „Home of Champions“. Alle hatten eine fantastische Zeit, die keiner mehr vergessen wird!
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Per Whatsappgruppe trafen wir uns in Frankfurt am Flughafen. Sechs von uns flogen von Frankfurt nach Istanbul (ca. 3h Flugzeit), wo wir die restlichen zwei Teilnehmer aus Hamburg bzw. Berlin trafen. Zusammen flogen wir anschließend von Istanbul nach Nairobi (nochmal ca 6h Flug über Nacht).
Nach der Ankunft am Morgen in Nairobi ging es nach einem Kaffee auf die rund sechsstündige Busfahrt Richtung Iten. Der beste Weg um Land und Leute zu sehen und einen ersten Eindruck von Kenia zu bekommen. Hier sagt man auch „Matatu (Bus) never full“ … irgendeiner passt immer noch rein 😉
Unterwegs haben wir etliche wilde Tiere gesehen und irgendwann auch den Äquator überquert. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke machten wir einen Halt im Merica Hotel. Dort war schon ein BBQ für uns aufgebaut mit Lamm, Chicken, Rind, Gemüse, Reis – top!
Rechtzeitig vor dem Sonnenuntergang hatten wir es dann geschafft: wir kamen glücklich und auch sicher in Iten, dem „Home of Champions“, an. Dusche, Abendessen und ab ins Bett!
Zweiter Tag
An unserem ersten Morgen bot uns das Rift Valley zum Frühstück gleich einen super Ausblick. Es warteten Kaffee, Tee, frisch gepresste Säfte, Omelette, Brot, frisches Obst, usw… auf uns.
Später am Vormittag starteten wir alle zusammen einen ersten Erkundungslauf Richtung Iten. Mein Freund Dickson (mit dem ich schon oft in Kenia trainierte und der auch schon für viele Wochen bei mir in Deutschland war) organisierte mir einige Läufer aus seiner Nachbarschaft, die uns helfen sollten, immer den richtigen Weg zu finden. Aus unserer Truppe machten wir drei Leistungsgruppen. Jede Gruppe bekam einen Helfer an seine Seite. Verlaufen unmöglich! Ganz egal welches Leistungsniveau, niemand musste alleine laufen. Eigene kenianische Hasen – welch ein Luxus 😉
Nach dem Mittag blieb etwas Zeit, das Hotel (im Hintergrund) und seine tolle Anlage zu entdecken. Ja, auch gefährliche Tiere gibt es in Kenia an jeder Ecke!
Den Nachmittag nutzten dann einige um noch eine zweite Runde zu laufen oder sich im ortsansässigen Runnerspoint (ja, der heißt wirklich so) mit Original-Jacken der kenianischen Nationalmannschaft einzudecken.
Dritter Tag
Tag 3 erwartete uns mit viel Regen über Nacht, und mit Nebel am Morgen. Es war klar, dass unser Haupttagespunkt, das typische Dienstags-Bahntraining mit bis zu 200 Läufern auf der Bahn, ins Wasser fallen würde.
Wir entschieden uns, trotzdem die legendäre Kamariny Bahn zu besuchen und in unsere eigene Laufrunde zu integrieren. Es war schnell klar: hier kann heute weder Hobbyläufer noch Olympiasieger trainieren. Alle waren trotzdem froh, einmal hier gewesen zu sein, denn wirklich jeder gute Kenianer auf dieser Läuferwelt hat dort schon trainiert!
Alle Kenianer und fast alle Europäer, die öfter nach Iten kommen, tragen mittlerweise diese handgefertigten Kenia-Armbänder. Natürlich ein Muss für alle, auf dem Rückweg von der Bahn welche vorzubestellen. Handarbeit dauert eben etwas…
Durch den Regen musste ich ein klein wenig improvisieren und wir fuhren (45min Fahrt mit dem Auto) nach Eldoret, die Hauptstadt der Region. Raue afrikanische Stadt und definitiv kein schöner Ort, aber auf jeden Fall eine Erfahrung und interessant mal gesehen zu haben. Früher war mir dort nicht so wohl und ich bin sicher, meiner Gruppe ging es ähnlich. Aber sie hatten ja mich dabei! 😉 Hakuna matata – Kein Problem!
Der Abend ging im beschaulichen Iten am warmen Kamin und wie immer mit erstklassigem Essen zu Ende.
Vierter Tag
Auch an diesem Tag bot uns das Kerio Valley erneut ein anderes Bild von sich, denn es hatte über Nacht wieder geregnet. Unsere kenianischen „Hasen“ warten am Morgen am Ende unseres täglichen 1 km langen „Aufstiegs“ zur einzigen Asphaltstraße in Iten schon auf uns. Direkt unter dem „Home of Champions“-Bogen starteten unsere Läufe. Durch die dünne Luft auf 2400 m wurde dieser Berg trotz Höhenanpassung auch bis zum Ende des Aufenthalts nicht einfacher.
Nach dem Frühstück war Zeit für eigene Erkundungen in Iten. Sören brachte gleich ein Bild von dem Olympiasieger über 1500m, Asbel Kiprop, und sich mit. Er kam gerade vom Bahntraining. Da Iten von der Größe her so überschaubar ist und alle hier trainieren, ist es keine Seltenheit bekannte Weltmeister oder Weltrekordler zu treffen.
Nach dem Mittag starteten wir unseren Ausflug ins extrem warme Kerio Valley, das wir ja bis jetzt nur von oben kannten. Hier warteten ein komplett anderes Klima und Vegetation auf uns.
Leider war durch den Regen der letzten Tage das Wasser im Kerio River ziemlich trüb und man sagte mir schon vorher, dass man wohl keine Krokodile sehen könne (ich hatte bei meinen 2 Ausflügen in den letzten Jahren 2mal Glück).
Dafür waren die Kerio Divers am Start und zeigten uns waghalsige Sprünge von der alten Brücke. 10–15 m werden es gewesen sein. Und niemand konnte in dem braunen Wasser ein möglicherweise anwesendes Krokodil erkennen!!! Da ich die Jungs nun aber schon im dritten Jahr in Folge dort treffen konnte, glaube ich einfach, dass sie schon wissen, was sie tun (hoffe ich jedenfalls)! 😉
Auf der Rücktour kaufte ich für unsere Gruppe noch frische Bananen direkt vom Baum. Für einige im Bus war das Gedränge von 30 Marktfrauen zunächst etwas zu viel, dafür aber eben „echt“ Afrika. Belohnt wurden wir mit dem ursprünglichen Geschmack von Bananen, der einfach nicht mit gekauften aus dem Supermarkt zu vergleichen ist. Jetzt hatten wir am Abend viel zu reden. Ob bei einer zweiten Einheit im Gym, beim Bier vor dem Kamin, oder alle zusammen beim Abendessen.
Fünfter Tag
Jeden Morgen lohnte sich das Aufstehen allein schon wegen dieser Aussicht! 6:30 Uhr ging es wie gewohnt auf eine Laufrunde vor dem Frühstück, dieses mal wieder auf der einzigen Asphaltstraße da es über Nacht schon wieder Regen gab und die Wege somit matschig waren. Wenigstens kam jetzt die Sonne für uns raus und sofort wird es damit warm in Iten.
Nach dem Frühstück fuhren wir um 9 Uhr an eine 6km entfernte Stelle, wo sich jeden Donnerstag jede Menge Läufer zum Fahrtspiel treffen.
Laut Dickson waren es heute leider nicht so viele wie sonst, da am Wochenende ein Wettkampf anstand. Nicht so viele? Naja!?! Dickson und ich hatten vorher telefoniert und unseren eigentlichen Beobachtungspunkt kurzfristig verändert. Schnell ins Auto und doch zum Startpunkt gefahren. Die matschigen Wege waren nun ein Vorteil für uns: die eigentliche Runde wurde verändert und wir konnten die Gruppe (da auch auf der Straße laufend) auf der breiten Straße komplett begleiten und aus dem Auto filmen und fotografieren. Ganz normaler Wahnsinn, so wie jeden Donnerstag in Iten. Dazu tolle Bilder aus der offenen Heckklappe unseres Matatus geschossen.
Am Nachmittag lud uns Dickson zu sich nach Hause ein. Ein Blick hinter die Kulissen, den man in keinem Reisekatalog finden wird.
Es gab Chai, schwarzen Tee gekocht mit Wasser, Milch und viel Zucker. Die offene Tür im Hintergrund sowie das rechte Fenster zeigen die Ausmaße von Dicksons Einzimmerwohnung. Er wohnt dort mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter.
10 bis 12 Familien wohnen zusammen in diesem typischen Compounds. Zwischen den Wäscheleinen und mit dem Nationalgetränk in der Hand waren wir mittendrin und bekamen einen direkten Einblick in das harte Leben der Menschen hier. Kein fließendes Wasser, Außenklo und Strom nur hin und wieder, wenn mal kein Stromausfall herrscht.
Bei unserem kleinen Spaziergang freuten sich die Kids ganz besonders. Oft haben sie keine Schuhe und tragen zerrissene, dreckige Kleidung. Aber so fröhliche und lachende Kinder sieht man in Deutschland nur noch selten. Egal wo sie einen Weißen sehen rufen alle sofort „Mzungu, Mzungu!!“ oder „how are u?“ und haben einfach riesig Spaß, wenn man nur zurückwinkt oder ruft. Meistens rennen sie sogar ein kleines Stück mit. In Europa wahrscheinlich undenkbar.
Auf dem Weg zurück zum Hotel haute die Natur auf Höhe Iten-Zentrum noch einen raus!
Auch im Hotel konnten wir den Regenbogen noch bewundern. Wer jetzt wollte, ging noch auf eine kleine Runde laufen oder ließ die Eindrücke sacken. Wieder haben wir richtig viel sehen und erleben können, was für ein toller Tag.
Sechster Tag
Tag 6 stand ganz im Zeichen unseres Schulbesuchs in der legendären St. Patrick’s High School. Doch vorher hieß es: 6:30Uhr wieder die Laufschuhe an und zum Training! Dieses mal mussten wir auf unsere Kenianer warten. Denn die waren heute in „Kenyan time“, also zu spät 😉
Zusammen mit Jean-Paul (unserem Hotelchef) besuchten wir danach die St.Patrick‘s High School in Iten. Unzählige Weltmeister, Olympiasieger und Weltklasseathleten stammen aus dieser Schule. Als Brother Colm 1976 als Geographielehrer nach Iten versetzt wurde, bekam er gleichzeitig die Pfeife vom Direktor in die Hand gedrückt und sollte jetzt auch der Sportlehrer sein. Damit nahm die kenianische Erfolgsgeschichte der kenianischen Läufer richtig Fahrt auf!
Er erzählte uns unglaublich viel – Wahnsinn, welche Athleten hier alle durch seine Schule gegangen sind! Sein bekanntester Schützling ist im Moment David Rudisha: Olympiasieger und Weltrekordler über 800m.
In der Küche kochte schon Ugali (Maismehl + kochendes Wasser = weißer Brei der nach nichts schmeckt) mit Bohnen für die Mittagspause.
Heute war Prüfung, und dennoch durften wir kurz reinschauen. Ein toller Blick in eine großartig organisierte Schule mit viel Disziplin und vor allem dem Willen, durch Bildung einen Weg aus der Armut zu ermöglichen.
Das Wetter wurde mittlerweile viel besser als in den ersten Tagen. Mehr Sonne bedeutet immer, dass es im Tal noch heißer wird und die Paraglider beste Bedingungen haben. Von der Hotelterrasse beobachten, wie Paraglider und Vögel zusammen mit dem Wind spielen – man könnte stundenlang zuschauen.
Siebter Tag
Samstag bedeutet in Kenia traditionell „long run“, langer Lauf. Um den Hügeln von Iten zu entkommen geht es meistens mit dem Matatu oder Pickup runter Richtung Eldoret. Auf halber Strecke gibt es eine Kreuzung. Dort ist der Treffpunkt für alle. Von hier geht es ziemlich flach auf einer endlosen „dirt road“ Richtung Moiben, Wende bei 10, 15 oder 20km … je nachdem, wie lang man will oder kann.
Bevor es losging waren Sören und Mike noch mittendrin. Dann gingen wilde „Verhandlungen“ über Länge und Tempo zwischen den verschiedenen Gruppen los. Irgendwann konnte man sich einigen und es wurde „geballert“! Durch den Regen war die Straße teilweise ganz schön matschig. Doch wie sagt man: was uns nicht umbringt, macht uns härter! Als „Weißer“ hat man optisch allerdings trotzdem Nachteile, wenn es matschig wird 😉
Am Nachmittag holten wir unsere am Dienstag bestellten Kenia-Armbänder im „Olympics Corner“ ab. Jedes Teil in Handarbeit gefertigt und personalisiert mit Namen, Landesfarben oder was auch immer gewünscht wurde.
Jetzt war auch die Zeit gekommen, sich von unseren „Tempomachern“ zu verabschieden. Tolle Jungs, die von uns natürlich jeder ein paar Klamotten und Schuhe bekamen. Die Freude war riesig! Danke Jungs!!! Am Abend saßen wir bei einem tollen Barbecue zusammen und haben den Tag ausklingen lassen.
Letzter Tag und Abreise
Sonntags geht es in die Kirche! Für die meisten Kenianer ist deshalb auch trainingsfrei. Unser Masseur Simion nahm uns in seine Kirche mit.
Wir besuchten die größte Kirche im Dorf und alle waren sie gekommen. Es wurde gebetet, zusammen gesungen und getanzt. Genauso habe ich mir immer einen afrikanischen Gottesdienst vorgestellt. Sehr beeindruckend für alle von uns.
Der Aufenthalt im Kerio View Hotel war nach dem Mittag leider schon wieder vorbei. Ezekil (ein ehemaliger Läufer und langjähriger Freund von mir) war wieder unser Fahrer für die Reise im Matatu zurück nach Nairobi. Unterwegs gab es einen Unfall mit Straßensperrung und somit mussten wir einen beschwerlichen Umweg über überfüllte Ausweichrouten nehmen. So ist das eben manchmal in Afrika.
Da wir ja mittlerweile auch zu halben Kenianern geworden waren, nahmen wir das ganze einfach locker und freuten uns lieber über die Kids an der Straße, genauso, wie sie sich über uns freuten! Hakuna matata – no Problem!!!
Wir kamen abends in Nairobi an und aßen noch zusammen. Nach einer Nacht im Hotel und dem Frühstück, brachte uns der Shuttle vom „Airport 67 Hotel“ am nächsten Morgen zum Flughafen Nairobi. Es ging wieder mit Turkish Airlines über Istanbul nach Hause.
Viele tolle Tage, großartige Menschen getroffen und noch mehr erlebt, gesehen und gelaufen – eine Reise die wohl keiner vergessen wird. Asante sana kenya – Danke Kenia!!! Auf Wiedersehen…
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