Las Vegas, Palm Springs nach San Diego
Zufälle: trifft man einen Studienkollegen im März auf einer Hochzeit eines gemeinsamen Freundes in Berlin. Er spielt Poker und fliegt zur WSOP nach Las Vegas. Zufällig hat er noch einen Platz frei und zufällig genau zu der Zeit sind meine Frau und die Kinder zur Kur. Also nicht lang überlegt und am nächsten Tag den Flug gebucht. Hier mein Reisebericht.
Zur Vorbereitung kann ich auch nichts weiter sagen. Es war eine spontane Bier-Idee, bei der sich aber alles perfekt gefügt hat. Wozu auch? Es sind die USA. Da muss man eigentlich nichts planen (bis auf den ESTA-Antrag, den man vor der Einreise stellen muss), da man vor Ort alles bekommt was man benötigt . Und das Hotel-Zimmer hatte ich ja schon. Ich habe also auch für 17 Tage Aufenthalt auch nur Handgepäck mitgenommen. Man kann ja vor Ort waschen. Oder etwas kaufen. Viel braucht man ja nicht an Klamotten in der Wüste …
Geflogen bin ich von Berlin aus mit „Air Berlin“. Anreise mit dem Fernbus, was damals (2014) wie heute die wohl günstigste Reiseart durch Deutschland ist. Mein Plan war zudem die Reise mit meinem Job zu verknüpfen und gleich über die WSOP zu berichten. Dazu konnte man uns auch per twitter (@pokerprojekt) für updates folgen.
Vorbereitung: Akkreditierung im Caesars Palace
Für exklusive Einblicke und Geschichten teilen wir uns die Arbeit:
- einer spielt,
- einer berichtet.
Und damit das auch gut funktioniert haben wir uns im bei CEASARS Palace (der Turnieraustragungsort ist das RIO Hotel, was aber zur Ceasars Gruppe gehört) für die Zeit der WSOP akkreditiert! Hierfür habe ich meinen Presseausweis benötigt
Hi Mr. Bohme, your application has been approved and your credential has been processed.
Über solche Nachrichten freut man sich! Los geht’s! Der Flieger wartet. Auf nach Las Vegas, um dort die Millionen abzuholen. Ok, vielleicht wird es nicht ganz so einfach, aber wir probieren es. Die besten Voraussetzungen für schöne Geschichten hatten wir jedenfalls geschaffen.
Welcome to Las Vegas
Die Anreise
Es hätte alles so schön sein können: geplant waren 15 Stunden Reisezeit insgesamt, mit einem Zwischenstopp in New York. Leider hatte schon der erste Flug von Berlin nach New York eine Stunde Verspätung, so dass ich den Anschlussflug um 17 Minuten verpasst habe. Vielleicht hätte ich den Flug noch bekommen, aber die Einreise in die USA war sehr zeitraubend. Egal, weiter. Das umbuchen ging problemlos, nur ging der nächste Flug erst vier Stunden später. Super! Endlich mal auf einen Flughafen rumhängen.
Glücklicherweise verschlechterte sich das Wetter erheblich, mit der Folge, dass auch dieser Flug sich letztlich auch um 1:45h verspätete. Es gibt nichts langweiligeres als mehrere Stunden auf einen Flughafen zu warten und nicht genau zu wissen, wann es weitergeht.
Angekommen in der Wüste
Was lange währt, wird endlich gut! In der Nacht angekommen, hatte man nicht direkt das Gefühl für das Klima – es war gut auszuhalten. Mit dem unvermeidlichen Sonnenaufgang änderte sich das und man bekommt eine Ahnung für die Wüste. Die trockene Hitze mit 45°C und der leichte Wind fühlen sich an, als wenn jemand seinen Fön dauerhaft in dein Gesicht hält. Und selbstverständlich habe zumindest ich die Sonneneinstrahlung leicht unterschätzt und nicht an ausreichend Sonnencreme gedacht. Ergebnis: eine „leichte“ Röte.
Spannender Nebeneffekt der langen Anreise: ich war bei der Ankunft so im Eimer und müde, dass ich den 4. Juli komplett verschlafen habe und am 5. Juli 4:30 aufgewacht bin. Was will man machen. Also habe ich gefrühstückt und bin alleine zum Strip gefahren (weswegen die folgenden Bilder recht leer sind – die Sonne geht gerade auf und die Masse geht schlafen). Aber Holla die Waldfee: ohne Blinklichter in der Nacht und Alkohol verliert die Straße schnell ihren Scharm und man sieht so manches Elend. Das muss man mal gesehen haben!
Ansonsten passt alles: Sebastian hat das „Gold Coast Hotel“ ausgesucht, 5 Minuten vom Strip entfernt. Aber auch diese kurze Strecke will man zu Fuß nicht laufen. Es ist einfach zu heiß. Wir fahren also alles mit dem Taxi. Wahnsinn: was die Taxifahrer einem immer alles zu erzählen haben. Grundsätzlich waren alle schon mal Millionäre, kennen ganz berühmte Leute und wissen die todsichere Pokerstrategie. Yeah man! Aber lustig.
Sebastian war ja eh schon eher da und hat schon fleissig gearbeitet. Deep Stacks, Satellite-Turniere und Cash-Games. Gute Übung für das am folgenden Tag beginnende Main Event.
- es lohnt sich übrigens die einzelnen Casinos mal abzugehen und sich die Poker-Areas anzuschauen, denn die Blind-Größen variieren. Das niedrigste was wir gefunden haben sind 1/1 Cash-Games (1$ Small Blind, 1$ Big Blind mit 50$ BuyIn) – für den Einstieg ganz nett. Die Pros unter euch können ja direkt höher einsteigen.
- 23 Uhr ist eine ziemlich sichere Zeit am Strip viele Touristen an den Tischen zu finden. Die haben meist getrunken und spielen … sehr … spannend.
Neben Poker haben wir natürlich auch gespielt. Au ja. Vor allem hat es uns Craps angetan. Und auch nicht das richtige Craps am Tisch mit Croupier etc. sondern die Craps-Machine, bei der 1-8 Personen um einen Plexiglaszylinder sitzen, ihre Wetten auf einem Display zusammenklickern, und warten, dass die beiden Würfel mittels Druckluft in dem Zylinder auf die Wunschzahlen fallen.
Wahnsinn. Wir saßen Stunden davor,d a wir der Meinung waren, wir beherrschen die Maschine. Dazu, wie überall im Casino, kostenlose Drinks solange man spielt.
Doch egal wieviel wir gewonnen hatten (an einem Tag aus 40$ 900$ gemacht), am Ende wollten wir es immer wissen und beim Roulette verdoppeln. Es hat nie geklappt 😀 Da gab es eine fremde Macht, die uns im Casino hielt bis wieder alles weg war.
Mein Tipp:
- mindestens einen, besser 2 – 5 $ als Tip geben, damit die Dame auch wiederkommt. Bei zu wenig Tips werden andere Tische eher/konsequenter bedient und ihr sitzt auf dem trockenen.
In der Retrospektive habe ich auch einen Verdacht gewonnen, warum ich in der gesamten Zeit „leicht“ zugenommen habe. Meine Vermutungen:
- sehr wenig Bewegung, da man in den Casinos nicht rennt und man es bei 50° C draußen nicht kann
- das kommt zu Punkt 1 erschwerend hinzu: ich im wesentlichen saß zum spielen oder lag zum schlafen
- das Essen immer etwas üppiger ausfiel, als man es aus Europa kennt
Aber lecker war’s 🙂
WSOP in Las Vegas: Los geht’s!
Die Aufgaben sind klar verteilt und jeder braucht sein Arbeitsmaterial. Für Seb sind es die Turniere, Auswertung und Organisiation des Main Events. Für mich sind es die Akkreditierung sowie die Arbeitsmöglichkeit mit Internetanschluss zum arbeiten.
Der erste Schritt war, die Akkreditierung abzuholen, mit der ich ungehindert zwischen den Tischen etc. umherlaufen, Fotos machen und Interviewen kann. In dem Media-Center kann man auch ganz gut arbeiten und hat Internetzugang. Internet an anderen Orten ist meist auch kein Problem, da recht viele Hotels/Geschäfte freies W-LAN anbieten. Will man mobile Daten nutzen, dann unbedingt vorher die Kosten prüfen! Alternativ sollte man sich eine Prepaid-Telefonkarte vor Ort kaufen. Denn zumindest mein Anbieter O2 verlangt unglaubliche Preise, weil die wohl keinen Kooperationspartner in den USA haben (Laut Anbieter-SMS 0,49€/ SMS und 11,99€ für 6MB [!] alle 24h).
Was man unbedingt in den USA braucht
Woran ich natürlich nicht gedacht habe, ist so ein Steckdosen-Übersetzer! Mein Laptop-Ladekabel konnte ich am ersten Tag nirgendwo anschließen, da es hier ja andere Anschlüsse sind. Somit hatte ich nur die restliche Akkuzeit. Die Dinger kann man hier auch kaufen, aber es ist sicher günstiger, wenn man sich die Teile vorher bestellt (z.B. einzelner 2pin auf Euro-Buchse Adapter oder wer viel reist gleich ein Universal travel Reiseadapter).
Für alle mobilen Geräte ist es kein Problem, da man diese per USB laden kann und die Anschlüssen nahezu alle gleich sind. Btw: feiner Zug der Organisatoren der WSOP: für jeden Medienvertreter gab es eine mobiles Ladegerät dazu! Direkt ausprobiert und es funktioniert.
Und natürlich Kreditkarten. Am besten mehrere, falls mal eine kaputt oder verloren geht. Da ich folgende Kreditkarten selber nutze empfehle ich sie hier:
- Girokonto inkl. kostl. VISA-Kreditkarte der DKB
- Girokonto inkl. kostenl. MASTERCARD-Kreditkarte von N26
Wie ich oben schon schrieb braucht nicht viel mehr, da es eben alles vor Ort gibt.
Dann begann endlich der Main Event der WSOP im Rio Hotel und Casino in Las Vegas. Wir waren dabei – auch ohne eigene Beteiligung (Seb wird am zweiten Tag in das Geschehen eingreifen).
Es ist schon beeindruckend wie viele Menschen an diesen Turnier teilnehmen. Und das bei einem BuyIn von 10.000$! Aber in diesem Jahr ist es auch verlockender denn je: 10 Millionen $ werden garantiert als Gewinnsumme an den Sieger des Turniers ausgezahlt. Jetzt muss man „nur“ noch das Turnier überstehen.
Noch so ein Tipp: Spielt lieber für ein paar Dollar Slot-Machine o.ä.! Solange ihr spielt sind Getränke frei! Ihr müsst die Bedienung noch ordentlich tippen, dann rechnet sich das. Denn normal kostet ein 0,33l Bier 8-10$ …
Man weiß nie wem man an einem Tisch sitzt
Schon am ersten Tag sieht man an den Tischen die Stars der Szene. Wer erinnert sich noch an das Heads Up aus dem Jahr 2013? Ryan Riess (Riess the Beast) vs. Jay Farber – ein stundenlanges Match, mit dem besseren Ende für Riess.
Nachdem man sich eingekauft hat wird die Sitzverteilung ausgelost und keiner kann sich sicher sein, neben wem er Platz nehmen wird. Da kann es passieren, dass man gleich zu Beginn neben einer dieser Pokergrößen sein spiel macht. Ob das gut oder schlecht ist, muss jeder selbst bewerten. Aber es ist wie immer: wer gewinnen will, muss auch die besten Schlagen können (*5€ ins Phrasenschwein werf*). Die Jagd nach den 10.000.000$ hatte begonnen.
Die WSOP geht in die nächste Runde! Ab heute auch mit mindestens einer deutschen Beteiligung. Die Stimmung ist gut und es finden sich auch weitere Stars an den Tischen ein.
12:00 Uhr Ortszeit wurde mit drei kurzen Reden der zweite Tag der WSOP im Rio Casino eingeläutet. Nach den Reden folgt die Ruhe – nur das klappern der Pokerchips von hunderten Spielern, die diese in der Hand drehen, sortieren und werfen, ist zu hören. Wenn man sich in die Mitte eines Spielsaals stellt klingt es wie eine Klapperschlange. In den nächsten Stunden wird sich das nicht ändern. Alle zwei Stunden unterbrochen von 15 minütigen Toilettenpausen.
Ray Romano und sein Sohn
Eine der drei Eröffnungsreden wurde von Ray Romano (Bekannt aus der Serie „Alle lieben Raymond“) gehalten, der seinen jetzt 21 jährigen Sohn mitgebracht hat. Beide starten heute in das Turnier. Wie er in seiner Rede selbst sagte, ist er gar nicht so erfolgreich. Aber wer nicht spielt kann eben auch nicht gewinnen.
Hohes Medieninteresse
Anders als in Deutschland besteht in den USA ein hohes Interesse über dieses Turnier zu berichten. Nicht in dem Rahmen wie zum Superbowl, aber ziemlich beachtlich für eine solche Nischen-Sportart. Zahlreiche Poker-Websites und Fernsehsender, wie ESPN, berichten und das Mediencenter ist dementsprechend voll. 50 – 60 offizielle Medienvertreter arbeiten an Artikeln und Reportagen; die zahlreichen Blogger noch nicht mitgerechnet. Die Final Tables werden Live im Fernsehen übertragen.
Aus, Schluss, vorbei
Tag 2 und Sebastian ist leider raus – Zeit sich was anderes zu überlegen. Nach einer Woche Las Vegas ist auch gut. Länger mussten/wollten wir auch nicht mehr bleiben – mit 7 Tagen sind wir eh schon länger geblieben als der durchschnitts-Touri, der am Donnerstag einfliegt, es zum Junggesellenabschied krachen lässt und Sonntags wieder nach Haus reist. Ich kann auch die ganzen WHOOOO-Girls nicht mehr hören …
Was machen wir denn jetzt? Simpel: Auto mieten und los. Seb war ja schon öfter da und kannte da einen Weg durch Mojave-Wüste grob Richtung Palm Springs.
Mojave-Wüste
Hier willst Du definitiv keine Reifenpanne oder einen leeren Tank haben. Die Klimaanlage unseres SUV hatte ganz gut zu tun. Natürlich haben wir uns vorbereitet und genügend Getränke mitgenommen. Das war auch der Grund warum wir mehrfach an den Rand zum pullern mussten.
Kleiner Tipp: kauft euch vorher für ein paar Dollar so eine Styroporbox, macht Eis rein und lagert darin die Getränke!
Es gibt leider nur ein Foto davon: https://photos.app.goo.gl/opWutMGVHHM8GNjq7 Das ist so ein 360 Grad Panorama und funktioniert nur wohl nur im Chrome Browser. Probiert es einfach mal. Zu sehen ist ein Veteranen-Denkmal. In der Wüste.
Palm Springs
Ein kleine Oase mitten in der Wüste. Auf dem Weg dahin fährt man durch ein Schlucht und kann riesige Windkraftanlagenparks „bewundern“. Es sind einfach sehr viele. Wir sind nur zwei Nächte geblieben, da San Diego ja das eigentliche Ziel war und wir die Weltmeisterschaft schauen wollten. Daher hielten sich die Eindrücke in Grenzen. Aber es gibt gute Bars 🙂 und wie überall ein Motel6. Gebucht oder geplant haben wir gar nix sondern sind einfach los und haben vor Ort nach Zimmern gefragt. Wenn nicht gerade Hochsaison ist, ist auch immer was frei.
Von hier aus sind wir dann weiter über Landstraßen und sind über lokale Besonderheiten gestolpert. Zum Beispiel die Julien Pie Company. Je nachdem wen man fragt, soll das der wohl beste Apfelkuchen in ganz Amerika sein. Lecker war er auf jeden Fall und wenn man in der Gegend ist, MUSS man da anhalten und ein Stück probieren.
Gewohnt haben wir wieder in einem Motel in der Nähe des Wassers. Keine Ahnung wie das hieß. Es hatte aber einen Pool und einen Getränkeautomaten.
San Diego
Großartige Stadt! Und mit dem Zug nicht mal eine Stunde von Tichuana/Mexiko entfernt. Ganz ehrlich: in einem besonders erleuchteten Moment waren wir drauf und dran in den Zug zu steigen. Wir haben es gelassen. Gott sei Dank!
Little Italy, Gaslamp Quarter & Co waren aber spannend genug.
Deutschland spielte das Fussballweltmeisterschaftsfinale und auch in San Diego zeigte sich wirklich viele Deutschland-Fans. Und wir haben auch etliche aus Deutschland kennen gelernt, die in der Stadt arbeiten. Programmierer in unserem Fall. Die wussten wo man hingehen sollte und so fanden wir uns in diversen Bars. Das schlimme war eigentlich, dass das Spiel Vormittags Ortszeit anfing. Bei 40 Grad. Prost!
Die Tage vergehen wie im Flug – Hell-Dunkel-Hell-Dunkel-Heimreise. Es wird eine bleibende Erinnerung sein – Danke Sebastian, dass Du mich mitgenommen hast!
Individualreisen in den USA | Reiseberichte & Tipps